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Künstliche Intelligenz im öffentlichen Sektor

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Künstliche Intelligenz dürfte künftig auch in Deutschland den öffentlichen Sektor stark verändern. Zwar ist hier der Innovationsgeist nicht so hoch wie in der Industrie, doch die Allgemeinheit und die Beschäftigten profitieren gleichermaßen von der Technologie.

Was hat KI in der Amtsstube zu suchen?

Es ist wahr: Die deutschen Behörden gelten in puncto Digitalisierung nicht gerade als Vorreiter. Daher fragt man sich zu Recht, was sie erst mit KI-Programmen anfangen sollten. Diese kommen aber ganz sicher, wenn eine Behörde zunächst einmal ihre Zettelwirtschaft überwunden und die Akten vollständig digitalisiert hat (ein Prozess, der in vollem Gange ist). Dann wird ihnen KI unter anderem bei der Mustererkennung in diversen Vorgängen, aber auch bei der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern helfen. Rein technologisch wäre das jetzt schon möglich, allerdings sperren sich viele Behördenleiter im Einklang mit ihren MitarbeiterInnen. KI wirkt auf viele Menschen nicht nur fortschrittlich, sondern auch gefährlich. Innerhalb einer Behörde löst sie Assoziationen zum totalen Überwachungsstaat Orwellscher* Dimension aus. Das ist auch gar nicht so weit hergeholt, totalitäte Staaten wie China setzen in der Tat KI-Programme für die Überwachung ihrer Bürger ein. Doch dieser Einsatz wird politisch entschieden. In einer stabilen Demokratie sollten dementsprechende Sorgen daher unbegründet sein. Viel wichtiger ist die KI-Hilfe, die Behörden gut gebrauchen könnten.

*George Orwell beschrieb in seinem Science-Fiction-Roman „1984“ einen totalitären, mit Technik hochgerüsteten Staat, der seine Bürger einer allumfassenden Kontrolle unterzieht. Der Roman erschien 1949, Orwell hatte ihn unter dem Eindruck des Faschismus und Kommunismus stalinistischer Prägung geschrieben.

Anwendungsbeispiele

In deutschen Amtsstuben dürfte es bislang kaum KI-basierte Programme geben, es ist jedenfalls nichts darüber bekannt. Österreichs Hauptstadt Wien, die Spitzenplätze in internationalen Digitalrankings einnimmt, ist deutlich weiter. Dort können die BürgerInnen per Smartphone mit einem digitalen Beamten chatten, der ihnen wichtige Fragen beantwortet: Wo befindet sich – von meinem Standort aus gesehen – die nächste Straßenbahnstation? Wo finde ich ein gutes Restaurant? Welche Veranstaltungen finden heuer oder heute in Wien statt? Wie und wo beantrage ich meinen Reisepass? Darauf antwortet der WienBot – natürlich ein Avatar – mit „Servus!“, um danach das Problem mit KI-basierten Fragestellungen einzugrenzen. Es handelt sich um einen selbstlernenden Algorithmus, der mit jeder Frage schlauer wird. Der WienBot spricht auch Englisch und ist in Hunderten von Themengebieten zuhause. Wiener Dialekt versteht er auch – im Gegensatz zu Alexa und Siri. Im Sommer 2019 nutzten 20.000 Bürger den WienBot mehr oder weniger regelmäßig. Das entlastet die Hotlines der Stadtverwaltung. Berlin versucht das Programm gerade mit dem eigenen Bot „Bobbi“ zu kopieren, der aber leider noch arg in den Kinderschuhen steckt.

Siehe auch  Bundesverband für KI fordert nationale Datenbank

KI in deutschen Behörden kaum gefragt

Deutsche Behörden sind etwas technologiefeindlich. Die Politik reagierte darauf mit dem OZG (Onlinezugangsgesetz), das die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung bis 2022 vorschreibt. Es impliziert aber keinen KI-Einsatz, sondern verlangt nur digitale Akten. Diese treffen auch den Bürger, Steuererklärungen etwa müssen seit 2019 komplett digital erfolgen. Einzelne Leuchttürme der KI gibt es aber auch in Deutschland: Das BMWi lässt seit Kurzem eine KI-Software vollautomatisch und tagesaktuell Prognosen für das BIP berechnen.

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