Am 10. und 11. Oktober trafen sich rund 500 Experten beim Medizinkongress „New Technology Drives Medicine“ in Heilbronn und diskutierten neue innovative Technologien in der Medizin. Die Fachvorträge behandelten vor allem den Einsatz von Robotern. Rund 280 Vorträge beschäftigten sich mit neuen Verfahren, die Durchbrüche in der Medizin leisten könnten.
Medizinische Innovationen fördern
Der Fokus des Kongress lag auf Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Das Thema ist gerade in der Medizin stark umstritten, da die Vorstellung von durch Roboter durchgeführten Operationen, bei denen der Arzt nur noch beaufsichtigt, viele abschreckt. Der Fortschritt, den die Technologie in diesem Bereich in den letzten Jahren gemacht hat, überschreitet bei vielen die Grenzen des Vorstellbaren: Bereits jetzt können Roboter völlig autonom Ultraschalls durchführen und Anomalien im menschlichen Körper gezielt lokalisieren. Es ist realistisch, dass sie in Zukunft Tumore erkennen und bekämpfen können.
Nieren aus dem 3D-Drucker
Thomas Strobl, Minister für Inneres in Baden-Württemberg, betonte in seinem Grußwort auf dem Medizinkongress, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis ein künstliches Organ bei einem Menschen transplantiert werde – Nieren aus dem 3D-Drucker gebe es mittlerweile schon. Die Möglichkeiten, die mit dem medizinischen Fortschritt und der Versorgung des Menschen einhergehen, stellen einen Quantensprung dar. Voraussetzungen für den größer werdenden Einfluss der Technologie auf medizinische Verfahren sei natürlich ein vertrauensvoller Umgang mit den Patientendaten, so Strobl.
Probleme mit Überregulierung
SLK-Geschäftsführer Dr. Thomas Jendges sprach mit kritischen Worten die Diskrepanz in der Übereinstimmung zwischen technologischer Innovation in der Medizin und der staatlichen Überregulierung in der Gesetzesgebung an. So sei das deutsche Gesundheitssystem nicht offen genug für neue medizinische Innovationen – als Beispiel nannte Jendges die minimalinvasive Chirurgie, die vor 30 Jahren Jahren eingeführt und ebenfalls lange Zeit kontrovers diskutiert wurde. So würde dieses Verfahren unter heutigen Regulierungsvoraussetzungen mehrere Jahre benötigen, um eine Genehmigung zu bekommen – Zeit, in der das Verfahren vielen Patienten helfen könne. Jendges stellte deswegen die Bedeutung eines Kongresses wie der „New Technology Drives Medicine“ hervor und appellierte an die anwesenden Fachleute, ihre medizinischen Innovationen hier mit anderen zu teilen.
Wird der Arzt in Zukunft überflüssig?
Ein Vortrag aus dem Bereich der Radiologie erklärte, dass die künstliche Intelligenz in Zukunft auch erheblichen Einfluss auf die Diagnostik nehmen werde. Hier kam auch die Frage nach der Relevanz einer fachlich ausgebildeten Person auf, wenn die meisten medizinischen Verfahren in Zukunft automatisiert und durch Roboter ausgeführt werden könnten. Prof. Clemens C. Cyran von der Ludwig-Maximilians-Universität München bestätigte aber noch einmal die Unverzichtbarkeit der Doktor-Patienten-Beziehung, die sich auch durch die Einführung neuer Technologien nicht verändern würde.