App mit künstlicher Intelligenz produziert individuelle Musik
Wenn Roboter, Computer-Software oder Apps eine Programmierung aufweisen, die es ihnen ermöglicht, sich selbst weiter zu entwickeln und gewissermaßen zu „denken“, dann spricht man von künstlicher Intelligenz oder kurz KI. Künstliche Intelligenzen sind in der Lage Daten zu sammeln, daraus etwas zu lernen und damit die eigenen Fähigkeiten zu erweitern. Das klingt beeindruckend, doch viele für uns simple Denk- oder Bewegungsprozesse sind für diese Programme hoch komplex. Intelligente Roboter und Computerprogramme wie in Science-Fiction-Filmen gibt es noch lange nicht. Dennoch macht die Wissenschaft immer größere Fortschritte und kann bereits einiges vorweisen. Der neueste Clou ist die App „Endel“, die aktuell für Schlagzeilen sorgt. Sie ist in der Lage, eigenständig Musik zu produzieren.
„Endel“ komponiert dabei ohne menschliches Zutun und nutzt dazu die Daten des App-Users. Dabei richtet sich die App nach Standort und Tageszeit und bezieht zum Beispiel Daten aus Fitness-Apps mit ein. Daraus wird eine jeweils passende Musik aus Naturgeräuschen, dem Rauschen von Wasser oder Wind und einigen wenigen Tönen konstruiert. Es handelt sich also bei Endels Kompositionen nicht um komplexe Musikstücke.
Künstliche Wellness für die Ohren lässt sich offenbar vermarkten
„Endel“ wurde von Entwicklern und Künstlern aus Berlin erstellt. Der Sinn dahinter: Die Musik soll je nach Bedarf beispielsweise helfen Stress zu reduzieren oder sich besser zu konzentrieren. Dabei werden bislang vier verschiedene Bereiche abgedeckt. Die App unterscheidet zwischen Musik für die Konzentration, zum Bewegen, zum Einschlafen oder zum Entspannen. Erkennen was man gerade braucht und passende Kompositionen abspielen soll die App dabei selbstständig. „Endel“ produziert dafür permanent neu und spielt nie dieselbe Komposition zwei mal.
Nicht jeder ist von Endels Kompositionen begeistert. Viele Hörer nehmen sie lediglich als Rauschgeräusche oder beliebige Klangkombinationen war. Dem großen Musiklabel Warner Music ist die App dennoch einen Plattenvertrag wert. Warner vertreibt mittlerweile die App und vermarktet auch bereits die ersten fünf Alben von „Endel“. Sie tragen die Namen: „Rainy Night“, „Cloudy Afternoon“, „Foggy Morning“, „Clear Night“ und „Cloudy Night“ und sollen vornehmlich Musik zur Einschlafhilfe enthalten. Insgesamt sind 20 Alben mit den Kompositionen von „Endel“ geplant.
Macht künstliche Intelligenz menschliche Kreativität überflüssig?
Nicht wenige fürchten, dass die voranschreitende Technologisierung und die immer leistungsfähigeren KIs nicht nur Fortschritt, sondern auch den Verlust menschlicher Schaffenskraft und Selbstständigkeit bedeuten könnten. Auch könnten die Grenzen zwischen Künstlichem und Realem immer mehr verschwimmen und zu Täuschungen und (Selbst-)Betrug führen. Eine App wie „Endel“ ist davon aber noch weit entfernt. Was Endel produziert sind noch eintönige Sounds, die für Freunde esoterischer Klänge und monotoner Geräuschkulisse zum Einschlafen durchaus ihre Berechtigung haben mögen. Mit dem kreativen und emotionalen Schaffensprozess eines menschlichen Musikers ist die App aber nicht zu vergleichen. Eine App, die Künstler und Musiker überflüssig machen könnte, fällt (zum Glück) nach wir vor in den Bereich der Science-Fiction.